Wandteppich mit Abbildung Je Tsongkapa, dem Verfasser von Die Drei Hauptpfade des Buddhismus

Die Drei Hauptpfade des Buddhismus

Michael Roach hat die gesamte 25jährige Ausbildung zum buddhistischen Geshe in ein für alle Menschen zugängliches Open-Source-Ausbildungsprogramm gepackt. Kurs Numer 1 (ACI 1) widmet sich den drei grundlegenden Lehren des Buddhismus.

 

11.11.2023  von Steffen Katz

 

Die drei Hauptpfade des Buddhismus

1. Entsagung
2. Der Wunsch nach Befreiung
3. Das Verständnis des abhängigen Entstehens

Für mich persönlich sind die drei Stichworte, die uns die Hauptpfade anbieten, absolute Volltreffer. Sie sind kein abstraktes philospohisches Konzept, sondern spiegeln das, was uns jeden Tag ganz unmittelbar betrifft und bewegt. Nummer eins: Du merkst, dass gewisse Dinge nicht gut laufen. Nummer zwei: Du beginnst zu suchen: Was kann mir helfen? Wie kann ich, und wie können wir alle das besser hin bekommen? Und Nummer drei: Du findest tatsächlich Dinge die hilfreich sind. Für mich sind dies meistens Dinge im Innen und weniger im Außen. Etwas, das durch den Geist, durch das Herz und durch deine Seele wirksam wird – so wie das Verständnis des abhängigen Entstehens, das kurz gesagt auch mit „Karma“ zu umschreiben wäre.

Alte tibetische Abbildung von Je Tsongkapa, dem Verfasser von Die Drei Hauptpfade des BuddhismusDer Verfasser des bedeutenden Werkes „Die Drei Hauptpfade“ (Lam-gtzo rnam-gsum) ist der buddhistische Gelehrte Je Tsongkapa (1357-1419). Es heisst, dass der Text Lord Tsongkapa von einer inneren Stimme („Sanfte Stimme“) eingegeben wurde und er ihn für einen seiner Schüler namens Ngawang Drakpa niedergeschrieben hat. Geshe Michael bezieht sich in seinem Unterricht hauptsächlich auf einen kompakteren Kommentar zu dem Haupttext. Der Kommentar zu Die Drei Hauptpfade trägt den Titel Der Schlüssel zur Tür des Noblen Pfades (Lam bzang sgo ‘byed) und wurde vor nicht allzu langer Zeit von Pabongka Rinpoche (1878-1941) verfasst.

 

 

Entsagung

In meinen (Steffens) eigenen Worten würde ich es so formulieren: Wenn wir jung sind ziehen wir üblicherweise los mit einem Impuls von „Was kostet die Welt?“. Wir wollen alles kennenlernen und ausprobieren, unsere Kräfte scheinen unerschöpflich, und wir fangen viele Sachen an ohne uns zu fragen wieviel Kraft sie uns abverlangen werden. Bei den meisten Menschen kommt früher oder später dann eine Erfahrung hinzu: Okay, dieses und jenes war doch zuviel. Und es gibt eine ganze Menge Unangenehmes in dieser Welt. Soviel Leiden. Soviel Schmerz. Und all das Angenehme kann nicht darüber hinweg täuschen.

Du merkst, dass du keine Lust mehr hast, Dinge anzustreben, die vermeintlich etwas Angenehmes bringen sollen, aber letztlich dich nur Kraft kosten und Unangenehmes herbei führen. So wie beim Alkohol trinken: Du hast jetzt oft genug die Erfahrung gemacht, dass es dir am nächsten Tag schlecht geht. Also hörst du auf, am Abend über den Durst zu trinken. Du merkst, dass du anfängst, gewisse Dinge einfach freiwillig sein zu lassen. Anders gesagt: Du fängst an, ihrer zu entsagen.

Dies ist in etwa, wie Geshe Michael Entsagung beschreibt: Es ist nicht etwas, das du begehrst und dir absichtlich verbietest. Vielmehr ist es die tiefe Einsicht die in dir heranreift, dass du es tatsächlich nicht mehr willst. Weil du schon im Vorhinein zutiefst empfinden kannst, dass es letztlich alles mit Leid verbunden ist.

Ich habe genug von all dem, was Leiden erschafft. Ich will es nicht mehr. Kurz gesagt: Ich habe es satt.
Das bedeutet Entsagung im eigentlichen Sinne.

 

Der Wunsch nach Befreiung

Wenn du soweit bist, dass du mit Bewusstsein das Leidvolle in vielen Dingen bemerkst, dann führt dich das mehr oder weniger automatisch zu der Erkenntnis, dass du folgerichtig stattdessen etwas anderes willst und suchst. Wenn nicht dieses Leidvolle, was dann? Gibt es etwas Besseres? Gibt es Wege, das Leiden in der Welt zu vermeiden oder immerhin zu reduzieren?

Wenn du dieser Frage zutiefst nachgehst, kann dich das zu dem führen, was Geshe Michael „den Wunsch“ nennt. Der Wunsch, den Weg zu finden, der das Leiden mindern kann. Die tiefgehende Absicht, das Leiden zu beenden – nicht nur für dich, sondern für alle Wesen. Klassischerweise wird diese geistige Haltung Bodhichitta genannt und mit „Erleuchtungsgeist“ und „Befreiung“ übersetzt. Doch Geshe Michael betont, dass es nicht um eine Erleuchtung geht, die in sich selbst stecken bleibt (Ich bin erleuchtet und der Rest kann sehen wo er bleibt). Sondern um den Wunsch nach Befreiung für alle Wesen – nach etwas, das allen hilft.

Für mich steckt darin insbesondere ein tiefes Mitgefühl – für dich selbst genauso wie für andere. Wenn du wirklich tief verinnerlicht hast, dass du etwas nicht mehr haben willst, wenn du wirklich nachfühlen kannst, dass es nicht mehr gut ist, dann wünschst du es weder dir noch anderen mehr. Dann suchst du nach Wegen, die generell hilfreicher sind.

 

Das Verständnis des abhängigen Entstehens

Das, was uns allen hilft, ist nach buddhistischem Verständnis nicht etwas Materielles, sondern eine Weisheit aus dem Herzen. Es ist das Verständnis von Ursache und Wirkung, oder in anderen Worten des abhängigen Entstehens aller Dinge: Nichts kann da sein und wirken, ohne dass eine Ursache voraus gegangen ist. Dies wiederum bedeutet: Wenn du etwas willst (etwas Angenehmes), dann setze eine Ursache dafür. Dies tust du vor allem, indem du es (etwas Angenehmes) jemand anderem gibst. Und wenn du etwas nicht willst (etwas Unangenehmes), dann schützt du dich selbst am besten davor, indem du aufhörst, es (das Unangenehme) jemand anderem zuzufügen. Dies ist einer der wesentlichen Pfeiler und wird ganz anschaulich in Geshe Michaels Grundlagenseminar DCI 1 vermittelt.

Dieses Verständnis beinhaltet ein Bewusstsein für Leerheit, die als unveränderliche Konstante unter allem in diesem Unviersum liegt. (Siehe DCI Level 7 – Die Diamantwelt berühren …)

 

Und jetzt?

Wie kann das ganze für mich und für dich in unserem Alltag hilfreich sein? Für mich ist es einfach ein weiterer Hinweis, sich mit jenen Kräften und Wirkweisen zu beschäftigen, die dir selber zur Verfügung stehen. Im Hatha Yoga lernst du die Kräfte deines Körpers besser kennen und lernst sie zu lenken. Im Verständnis von Ursache und Wirkung (wenn du so willst „Karma Yoga“) eröffnen sich dir Möglichkeiten, die alle Bereiche deines Lebens erreichen können.

Herzliche Einladung, damit weiter zu forschen!

 

Workshops im Raum Erfurt – Weimar – Jena

Die DCI-LifeTools und ACI-Lehren sind immer wieder Inhalt meiner Meditationsworkshops. Für Termine bitte schaue unter Aktuelles oder frage an über eine Nachricht.

 

Quellen

Das ACI-Ausbildungsprogramm ist als Open Source für alle Menschen zugänglich. Theoretisch ist es dir dort möglich, innerhalb von etwa sieben Jahren ein Adäquat zur Geshe-Ausbildung zu absolvieren. Doch ich sage dir, es ist gaaaaaanz schön umfangreich, und ich stehe selber noch am absoluten Anfang. Doch allein dieser Anfang ist total inspirierend und bereichernd. Wenn du die Texte nicht lesen möchtest, hör dir einfach nur die Videos und Audios von Michael Roach an. Hier findest du englisch- und deutschsprachige Zugänge:

 

Übersicht ACI Foundation Courses auf theknowledgebase.com >>

ACI Foundation Course 1 auf theknowledgebase.com >>

Den Stift verstehen – ACI-Kurse auf der Website der deutschen Sektion >>

 

 

 

 

Bildquelle Je Tsongkapa und Schüler (Banner oben): https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ef/Tsongkhapa_and_desciples.jpg
Bildquelle Je Tsongkapa (kleines Bild): https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tsongkhapa.jpg

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